Giuseppe Madonia

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Ausstellung Prima Center Berlin-Wedding 2005

Das Prima Center Berlin, eine im Jahr 2004 gegründete Projektgalerie in Berlin-Wedding, zeigt jüngste Arbeiten des seit 1984 in Berlin lebenden Sizilianers Giuseppe Madonia: Stadtlandschaften, Häuserfassaden, die sich im Wasser spiegeln, Urbanes, konfrontiert mit technischen Bauten, Malerisches und Konstruktives – alles mutet wie eine Symbiose von Palermo und Berlin an. Der Künstler belässt nicht die Stadtbilder und Bauwerke, so wie er sie vorgefunden hat, sondern er setzt sie neu zusammen, ordnet sie nach Übereinstimmungen von Form und Farbe. Die von ihm benutzten Wachsfarben erzeugen einen weichen Farbschmelz. Auf eine Schicht des farbigen und trockenen Materials legt er eine andere Schicht mit einer anderen Farbe, die er danach zerkratzt und teilweise wieder herausreißt, um die Farbwirkung der ersten freizulegen. So entstehen wunderbare Transparenzen, kubisch zerklüftete und phosphoreszierende Lichträume. Diese Schichten sind wie eine „zweite Haut“. Zerstörung und „Heilung“ gehen ritualhaft ineinander über. Das Verhältnis von Form zu Form und Form zu Raum, auch von Nah und Fern entwickelt sich in jedem Bild anders.


Berliner Stadtlandschaften mediterran

Sowohl verschlissene, zerquälte als auch delikate Farbflächen setzt Madonia gegen markante geometrische Strukturen, Natur- gegen Technik-Zeichen, Dynamisches gegen Statisches, Organisches gegen Konstruktives, Bewusstes gegen Unbewusstes.
Sein sublimer Farb- und Formsinn bringt die armseligen Dinge und Alltagsstrukturen zum Erblühen, zum Sprechen.
Widersprüche und Spannungen sollen zum Gleichgewicht gebracht werden.
Doch eine simultane Bildstruktur wie die Madonias funktioniert nicht in auflösbaren Gegensätzen.
Sie ist dynamisch. Ihre Elemente wirken gleichmäßig in der Fläche,
treten einheitlich hervor wie eine Melodie, die den Betrachter unmittelbar und von überall anspricht,
den Blick suchend wandern lässt, ohne ihn zu fixieren, das Bild in einem Raum der Gleichzeitigkeit öffnet.
Madonias Arbeiten sind gefühlstiefe Behauptungen des menschlichen Lebens.
Er bezeichnet sich selbst gern als modernen Romantiker, in seinen Arbeiten verein sich das Mediterrane mit dem Nordischen.
Das Ockerbraun, das Rostrot, das leuchtende Blau, das glänzende Schwarz und das stumpfe Weiß:
Er mischt die Farben ganz nach seiner momentanen seelischen Verfassung, stellt sie nach bestimmten Regeln zusammen.
Warum er das tut, wann er die eine und nicht die andere Farbe benutzt? „Ich komme noch dahinter“, sagt er.

In einem experimentellen schwarzen Raum, den die Galerie jedem ausstellenden Künstler zur freien Verfügung stellt, hat er
vor zehn Jahren entstandene Verpackungsobjekte aus Styropor, mit Papier überklebt und mit Tönen und Erdfarben bemalt,
an die Wände und Decke angebracht. In ihrer variablen Anordnung führen sie zu ständig neuen eindrücken und Assoziationen:
antike Architekturfragmente, Kindheits-Erinnerungen, tiefenpsychologische Konstellationen, Traum-Labyrinthe.
Es sind Raum-Installationen als subtile räumliche Beziehungsgebilde von Malerei und Plastik. Indem Kunst und Leben für ihn eine Einheit bilden, „lebt“ der Künstler in seinem Werk, und Ausstellungen sind für ihn im Grunde in die Öffentlichkeit gebrachte Ateliersituationen, geben Einblicke in das Entwicklungslaboriatorium seiner Bildersprache.

Klaus Hammer
Berlin, Februar 2005



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